Der Salzburger Schreiberkatalog
Spätestens seit Walter Senn 1962 nachweisen konnte, dass die zeitgenössischen Abschriften Mozartscher Kirchenmusikwerke aus dem Bestand von Stift Heilig Kreuz zu Augsburg ursprünglich für Aufführungen im Salzburger Dom bestimmt gewesen sind, bildet die Schreiberforschung einen wichtigen Teilbereich der musikalischen Quellenforschung in Salzburg, dem aber - insbesondere hinsichtlich der Mozartüberlieferung - weit über den lokalmusikgeschichtlichen Horizont hinausgehende Bedeutung zukommt.
Mit seinem 1970 publizierten Katalog der Mozart- und Haydn-Quellen des Musikarchivs der Erzabtei St. Peter in Salzburg erarbeitete Manfred Hermann Schmid zugleich auch den ersten systematischen Katalog Salzburger Notenkopisten zwischen 1760 und 1820, der in seinen Grundzügen bis heute Bestand hat und seither am Musikarchiv von St. Peter sowie am Archiv der Erzdiözese Salzburg weitergeführt wurde und wird.
Konnte Schmid seinerzeit 29 namentlich bekannte und 93 namentlich unbekannte Schreiber zählen und war der Schreiberkatalog bis zum Beginn der RISM-Katalogisierung des Salzburger Dommusikarchivs auf über 50 namentlich bekannte und ca. 200 anonyme Schreiber angewachsen, so hat sich das Verzeichnis der Salzburger Notenschreiber im Zuge der RISM-Katalogisierungsarbeiten nochmals ungefähr verdoppelt.
Bei der Katalogisierung der Musikalien wurden alle in der Sammlung anzutreffenden Schriftzüge (auch jene sämtlicher nachgeordneter Materialschichten) mit dem bestehenden Schreiberkatalog verglichen und, sofern keine Übereinstimmung mit einer der vorhandenen Schriftproben festzustellen war, mit wenigen Ausnahmen, bei denen aufgrund eines sehr reduzierten und zudem wenig charakteristischen Schriftbildes die Aussicht auf Identifzierung oder auch nur Wiedererkennung des Schreiberzugs als verschwindend gering angesehen werden musste, als neue Schreiber in das Verzeichnis aufgenommen.
Die Nummerierung namentlich unbekannter Schreiber erfolgte im Katalog nach dem RISM-Standard als “Copyist of Salzburg [. . . ]”. Diese Bezeichnung impliziert nicht automatisch, dass der betreffende Schreiber tatsächlich in Salzburg oder dessen Umfeld tätig gewesen ist (wiewohl dies in den meisten Fällen zutreffen dürfte), sondern lediglich, dass dessen Handschrift, gleich welcher Provenienz auch immer, in den Katalog Salzburger Notenschreiber Aufnahme gefunden hat.
Eine kleine Zahl an Schriftproben konnte über die Homepage des AES publiziert werden. Die überaus wünschenswerte Ausweitung zu einer vollständigen Online-Version des Salzburger Schreiberkatalogs steht in Aussicht, sobald die vom AES sukzessiv vorgenommene Digitalisierung des Gesamtbestandes abgeschlossen sein wird. Ein ausführlicher Kommentar zu den in der Sammlung Dommusikarchiv dokumentierten Schreibern wird im Zuge der Drucklegung des Bestandskatalogs publiziert werden.